Die Zukunft der AfD und wie wir mit ihr (nicht) umgehen sollten

Zur Zukunft der AfD gibt es zwei Szenarien.

Entzauberungsthese: Die AfD wird sich im demokratischen Meinungsstreit und im Alltag selbst zerlegen.

Vergiftungsthese: Die Pessimistischere, abgeleitet aus Zeiten von (wahrgenommenen) Krisen. Eine Protestpartei schiebt den Rest des Landes Schritt für Schritt in eine fremdenfeindlichere nationalpatriotische Stimmung.

In beiden Fällen sollte man möglichst offen und argumentativ mit der AfD umgehen, andere Waffen hat man nicht.

 

Folgende fünf andere Strategien des Umgangs sind fruchtlos:

 

  1. Ignorieren und Ausgrenzen.

Politiker erklärten am Wahlabend „Wir werden mit allen demokratischen Parteien Gespräche führen“, „Die demokratischen Parteien müssen sich nun gegen die AfD zusammenschließen“.

Eine Partei, die gegen Einwanderung ist, ist natürlich trotzdem eine demokratische Partei, wenn sie zur Wahl zugelassen und gewählt wurde. Diese Abgrenzung verstärkt nur den Märtyrergedanken der Rechten, mit ihren Forderungen stünden sie außerhalb des etablierten „korrupten, volksfernen…“ politischen Systems.

 

  1. Soziale Abgrenzung: Titulierung der AfD-Wähler als „Abgehängte“.

Dabei handelt es sich um eine unrichtige soziale Stigmatisierung. Es sind nicht nur Arbeitslose und Verlierer, die AfD wählen, sondern überforderte, unzufriedene und teils schlicht fremdenfeindliche Bürger. Man muss nicht arm sein um Rassist zu sien! Die Rede von den „Abgehängten“ reduziert die Stimmabgabe auf persönliche soziale Motive. Sie nährt die Vorstellung man könnte mit purer Sozialpolitik die Vorurteile und die Rechtspopulisten wieder beseitigen. Jedoch geht es Deutschland schon jetzt objektiv wirtschaftlich gut. Die Zahl der Arbeitslosen ist so gering wie seit 20 Jahren nicht mehr. Die AfD Anhänger kämpfen nicht für mehr Netto vom Brutto sondern haben Angst „vor dem Fremden“. In das Fremde werden alle anderen Ängste projeziert, die nicht wirtschaftlicher Natur sein müssen.

 

  1. Verleugnung von Problemen, die die AfD anspricht.

Ja die Aufnahme von Flüchtlingen bereitet Probleme. Ein einfaches „wir schaffen das“ reicht nicht aus. Man muss den Bürgern die Politik erklären, man muss mit ihnen debattieren, auch wenn es weh tut. Und man muss klare Kante zeigen gegen rechte Positionen. Die Politik hat in den Anfängen der Pegida Bewegung die Diskussion mit den protestierenden Bürgern versäumt und sie statt dessen verhöhnt. Kein CDU Politiker hat sich in Dresden auf die Straße gestellt und ggf unter Buh-Rufen erklärt welchen Fehlschlüssen die Pegida-Ideologie aufsitzt.

 

  1. Programmlektüre.

Man kann das Programm der AfD lesen und zerpflücken. Jedoch hat die AfD bzw. ihre Anhänger nur ein Thema. Sie wollen, dass nicht mehr Einwanderer ins Land kommen, besonders keine muslimischen. Die Einwanderer, die schon im Land sind, sollen entweder wieder weg oder durch sprachliche und kulturelle Angleichung so deutsch werden, dass sie von Einheimischen kaum zu unterscheiden sind. Alle Nebenkriegsschauplätze gehen an dem Hauptanliegen der AfD-Wähler vorbei und werden nicht fruchten.

 

  1. Humor und Satire.

Satire dient der entlastenden Selbstbestätigung der gleichgesinnten liberalen Mittelklasse. Sie ist kein wirksames Mittel in der politischen Kontroverse. Sie verschärft die Fronten und bestätigt die Anhänger beider Seiten in ihrer radikalen Gegensätzlichkeit. Kein AfD Anhänger wird sich von den Argumenten der heute-Show umstimmen lassen, sondern eher den Fernseher ausschalten. „Wir schütten Hohn und Spott über diese Vollpfosten aus, wir posten ihre Rechtschreibfehler, ihren Rassismus, ihre krumme Logik und ihre kruden Verschwörungstheorien auf Facebook und beömmeln uns tüchtig darüber […] Wir liken und sharen uns wechselseitig und spenden uns so ein warmes Gefühl von geschlossenen Reihen und Nicht-tatenlos-Zuschauen, das kost‘ nicht viel und fühlt sich supergut an“ (Maximilian Steinbeis)

 

[Quelle: Johan Schloemann. Weite Teile des Textes sind übernommen aus dem Artikel: „Vollpfosten und Abgehängte“, SZ vom 18.3. 2016]




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